„Schlechte“ sind die Besten

30 Mannschaften starten beim erstem „Lutzboßelturnier“

Boßeln. Langsam fahren!“ Wer am Sonnabend auf der Bundesstraße 27 unterwegs war, fühlte sich in Höhe der früheren Molkerei plötzlich nach Ostfriesland versetzt. Auf den befestigten landwirtschaftlichen Wegen neben der viel befahrenen Verkehrsader bewegten sich kleine Gruppen mit Bollerwagen. Alle Aufmerksamkeit der Teams galt Kunststoffkugeln, die abwechselnd nach vorne geworfen wurden. Die Teilnehmer am ersten Gieboldehäuser „Lutzboßelturnier“ meisterten die Strecke mit Geschick und einer großen Portion Spaß.
„Mit dem Turnier wollen wir die Vereine in Gieboldehausen zusammenbringen“, betonte Ralph Wüstefeld als Sprecher der ausrichtenden Lutze. Das Boßeln sei hierfür „hervorragend geeignet“.
Die Lutze trafen mit ihrer Einladung auf offene Ohren: „Wir haben einigen absagen müssen, weil wir pro Stunde nur acht Mannschaften auf die Strecke lassen können“, verdeutlichte Wüstefeld.
Fantasievolle Namen
30 Teams mit teils fantasievollen Namen gingen schließlich an den Start: von den „Rettungstrinkern“ bis zu „Lokomotive Eichsfeld“. Neben Vereinen waren Firmen ebenso vertreten wie ein Stammtisch. Die große Mehrheit der Teilnehmer kam aus Gieboldehausen. Aber auch auswärtige Gruppen wie der „Gerichtshof Wollbrandshausen“ ließen sich das Turnier nicht entgehen.
Zwei Mannschaften starteten jeweils gleichzeitig. „Die kontrollieren sich gegenseitig und man braucht keine Schiedsrichter“, erläuterte Wüstefeld.
Das Turnierprinzip ist einfach: Jede Mannschaft wirft ihre Kugel so weit es geht und muss dann von dem Punkt aus weiter werfen, wo die Kugel den vorgeschriebenen Weg verlassen hat.
Von den „Schlechten“, einer Boßel-Gemeinschaft bei Hildesheim, ließen sich die Lutze zur Ausrichtung des Turniers inspirieren. Beide Seiten hatten sich über das Internet kennen gelernt und pflegen seitdem intensive Kontakte.
Kaum zu glauben: „Die Schlechten“ waren am Ende die Besten. Sie siegten vor den Teams SV Eintracht Gieboldehausen, „von Berg“, „Indula“ und dem Wurftaubenclub Gieboldehausen. „In der Gemeinschaft viel Spaß haben. Das ist das Tolle am Boßeln“, erzählte Stefan Kohlenberg vom Siegerteam.
Muskelkraft war keinesfalls nur beim Werfen gefragt, sondern auch beim Ziehen des Bollerwagens. Er diente unter anderem der Beförderung des zumeist prozenthaltigen Zielwassers. Manche Spieler nahmen auch ihre selbst gebastelten Musikanlagen mit auf den Turnierkurs.
Damit die Teilnehmer schnell in Form kamen, erhielten sie am Start den Hitti-Hitti-Trunk der Lutze. „Das Getränk besteht zu einem Drittel aus Pernod und zu zwei Drittel aus Jägermeister“, schmunzelte Hartmut Humpert.
Wer unterwegs nachtanken wollte, musste nur zum Handy greifen. Per Quad und Anhänger versorgten die Organisatoren einzelne Gruppen.
Beste Stimmung herrschte am Ziel, wo die Teilnehmer ausgiebig miteinander feierten. Ralf Wüstefeld sprach aus, was sich alle Teams wünschen: „Im kommenden Jahr wird es wohl wieder ein Lutzboßelturnier in Gieboldehausen geben.“

(c) Eichsfelder Tageblatt, 26.09.05